„Schuwardt, wir müssen reden!“

Das ist doch ein sehr beliebtes Thema: Ein schwieriges Gespräch vorbereiten. Hilfreich dabei kann Kollegiale Beratung sein.

In der vergangenen Woche stellte ein Kollege in einem Netzwerk die Frage, wie er damit umgehen soll: Ein leitender Mitarbeiter möchte sehr gerne auch selbstständig arbeiten und will für den Kollegen dann nur noch auf Rechnung arbeiten. Ein sehr schwieriges Thema.

Vorgehen

Wie gehe ich daran? Welche Sorgen hat der Kollege? Mitarbeiter zu verlieren in der heutigen Zeit ist das Schlimmste, was passieren kann. Die Frage des Kollegen geht auch in die Richtung: Wie kann ich eine gute Vergütung und Kostenteilung finden?

Da ich mich gerade auf einen Workshop vorbereite, der das Thema „Kollegiale Beratung“ zum Inhalt hat, habe ich meinen Kollegen angesprochen und ihm das Tool vorgestellt.

Kollegiale Fallberatung: Wer hat’s erfunden? Die Schweizer. In diesem Fall geht das Modell auf Christoph Thomann zurück, der ein Schweizer Psychologe ist.

Jede Führungskraft, Lehrer, Ärzte, Erzieher – wer auch immer – hat im Beruf mit anderen Menschen zu tun. Nicht alles in diesem Zusammenhang läuft fadengerade. Menschen sind nun mal so, wie sie sind: sehr individuell, eigenwillig, empfindlich.

Wir suchen nicht selten nach Möglichkeiten, unsere Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern, um uns solchen komplexen Situationen zu stellen.

Was ist nun die kollegiale Beratung?

Kollegen kommen in einer Gruppe zusammen, um sich in beruflichen Situationen gegenseitig zu unterstützen. Die Kollegengruppe ist von gleichberechtigten Mitgliedern geprägt und nicht hierarchisch aufgebaut. Jeder Teilnehmer ist zugleich Beratender als auch Ratsuchender. Die kollegiale Beratung bietet eine wunderbare Möglichkeit, von den Erfahrungen der Kollegen zu profitieren und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, um sich auch persönlich und beruflich weiterzuentwickeln. Die kollegiale Beratung findet in einem vertrauensvollen, strukturierten Verfahren statt.

Wie läuft das Verfahren ab?

Ähnlich wie in einer Gruppensupervision bringt jeder Teilnehmer einen Fall ein, der ihn beschäftigt. Die Teilnehmer der kollegialen Beratung wählen zunächst für jeden Fall einen Moderator aus. Und dann läuft das Verfahren in folgenden Schritten ab:

Der Fallgeber trägt seinen Fall der Gruppe vor. Die Gruppe hört aufmerksam zu und stellt im Anschluss lediglich Verständnisfragen zum Sachverhalt. Der Fallgeber formuliert ein ganz konkretes Anliegen: „Wie kann ich beide Mitarbeiter nach ihren Fähigkeiten einsetzen?“

Der Fallgeber dreht sich nun weg und hört den Beratern zu, was diese für Ideen oder Hypothesen zu diesem Fall haben. Hier kommen kreative Ansätze wie Brainstorming, Kopfstand-Brainstorming (was würde es noch schlimmer machen) und erste kleine Schritte zum Einsatz.

Der Moderator achtet auf die Einhaltung der Gesprächsregeln und schreibt mit.

Ist die Beratungsrunde abgeschlossen, dann wählt der Fallgeber aus den gelieferten Ideen aus und gibt ein Feedback, welche Idee ihm geholfen hat und welche er beabsichtigt umzusetzen.

Ich finde, es ist eine wunderbare Methode, die es auch einer Organisation ermöglicht, sich weiterzuentwickeln. Vor allem spüren die Teilnehmer an einer solchen Beratungsrunde, dass sie mit ihren Problemen und Sorgen nicht allein dastehen. Kommen die Teilnehmer aus einem Unternehmen, so kann sich die Lernkultur der Organisation durch Etablierung einer solchen kollegialen Runde weiterentwickeln.

In diesem Sinne sucht euch Runden, in denen ihr kollegiale Beratung erleben könnt.

Dein Egbert Schuwardt
Mediator | Coach | Berater

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert