Der unsichtbare Elefant steht als Metapher für ein offensichtliches Problem, das im Raum steht, aber nicht angesprochen wird. Vielleicht erkennt man auch noch gar nicht, dass es ein Problem sein könnte und spricht deswegen auch nicht darüber.
Kennst du dieses Phänomen auch?
Die Gründe für das vermeintliche Schweigen können unterschiedlicher Natur sein:
- Angst vor persönlichen Nachteilen,
- Angst vor Tabuthemen
- Angst davor, jemanden zu verletzen.
In solchen Fällen kenne ich bereits den Elefanten, aber es gibt auch die unbekannten Tiere, die ich noch gar nicht sehe. Ich spüre lediglich – da ist etwas merkwürdig und ich kann es noch gar nicht formulieren. Ich kann in der Partnerschaft oder im beruflichen Team nicht beschreiben, was sich da merkwürdig anfühlt. Mein Bauchgefühl, meine Intuition sagt mir: Da stimmt etwas nicht.
Mit meinem vermeintlich reichen Erfahrungsschatz brüte ich den Elefanten erst einmal aus und spreche selbst in der Partnerschaft nicht darüber, was mich bedrückt oder dass mich etwas bedrückt.
Kennst du auch das Gleichnis von den blinden Männern und dem Elefanten? Die Menschengruppe in völliger Dunkelheit untersuchen einen Elefanten, von dem sie jeweils nur einen kleinen Ausschnitt zur Verfügung haben. Sie wissen noch nicht einmal, dass es sich um einen Elefanten handelt, den sie gerade untersuchen.
Jeder untersucht ein anderes Körperteil, aber eben nur seinen Teil. Derjenige, der den Stoßzahn anfasst, wird ihn wahrscheinlich als glatten Stock beschreiben; derjenige, der die Beine untersucht hält sie für einen Baumstamm. Der restliche Körper vermutlich als Ledertasche. Was meinst du, wie man den Rüssel oder den Schwanz eines Elefanten beschreiben könnte, wenn du nichts siehst und nur fühlst?
Dieses Gleichnis soll beschreiben, dass die Realität sehr unterschiedlich gesehen wird. Je nach Perspektive fühle ich einen Baum oder doch ein Bein.
Es liegt nahe, dass die absolute Wahrheit durch eigene Erkenntnisse, über unvollständige Wahrheiten individuell und subjektiv wahrgenommen und auch verstanden wird. Die „Wahrheit“ wird dann nur relativ absolut oder relativ wahr verstanden.
Ich haben das in den vergangenen Wochen auch gemerkt. Vom unsichtbaren Elefanten habe ich nur das Bein und ein anderer Mensch nur den Rüssel gefühlt. Da ist doch etwas …
Kleine Elefanten sind ja niedliche, tapsige Tiere, aber mit unter können Sie schon ganz schöne Kraft haben.
Uns fehlt häufig die Wahrnehmung, was es denn ist, was da im Raum steht. Eine wohlwollende Kommunikation hilft, dass aus dem kleinen Elefanten kein großes Tier wird.
Sprich darüber, was du gerade ertastest, und beschreie es mit deinen Worten. Du wirst merken, wenn du nur bei dir bist, so wird dich dein Partner oder deine Partnerin auch verstehen. Wieso habe ich dich denn mit meiner Äußerung verletzt? Beschreibe nur mal deine eigenen Gefühle.
Erst das gemeinsame Ertasten und Fühlen führt dazu, dass ihr den unsichtbaren Elefanten erkennt.
Wir (Ina und ich) haben uns vorgenommen, die Elefanten zu finden, ihnen aber die Freiheit zu schenken.
Dein Elefantenfreund.
Egbert Schuwardt
Mediator und Coach