Ist das nicht ein Widerspruch? Streit und Kultur? Neulich hatte ich ein neues Fremdwort gelesen: ein „Oxymoron“. Bittersüß ist ein Oxymoron. Ist auch Streit-Kultur ein Oxymoron?

Was ist also Streit-Kultur? Zunächst einmal möchte ich die Wörter „Streit“ und „Kultur“ beleuchten. Stehen sie sich nicht vom Wortsinn diametral entgegen?

„Streit“: ein Nein auf ein Nein!
„Kultur“ etwas angenehmes!

Kultur ist lt. Wikipedia:
„Die Gesamtheit der von einer bestimmten Gemeinschaft auf einem bestimmten Gebiet während einer bestimmten Epoche geschaffenen charakteristischen geistigen, künstlerischen, gestaltenden Leistung“.

Also im Kontext der Streit-Kultur finde ich die hier gefundene Definition passend. Die bestimmte Gemeinschaft kann ein Paar, eine Firma oder eine Organisation sein. Also nicht das zufällige Zusammentreffen mehrerer Personen zu einem kurzen Treffen. Es bedarf schon einer gewissen zeitlichen Komponente des Zusammentreffens von Menschen, um eine Kultur zu schaffen.

Diese Organisation hat sich während eines bestimmten Zeitraums (Epoche) eine charakteristische Kultur gestaltet über Konflikte zu streiten. Kultur ist also im weitesten Sinn alles, was wir Menschen selbst gestaltet in eigener Verantwortung hervorbringen. Im Unterschied hierzu steht die Natur, die wir nicht geschaffen und hoffentlich nicht verändern. Wenn wir die Natur verändern, ist es schon wieder Kultur (Kulturlandschaft).

Unter den bisherigen Gesichtspunkten ist für mich Streit-Kultur eine Form der Debatte. In der Debatte ringen wir nach vereinbarten und gemeinsam gefundenen Regeln um eine Entscheidung. Eine Debatte ist dann das gute Format im Gegensatz zur Diskussion, die keinen formalen Regeln folgt.

Die formalen Regeln bietet insbesondere die Mediation. Der Mediator achtet auf die Einhaltung der gemeinsam gefundenen und vereinbarten Regeln der Medianden. Nur wenn diese keine eigenen Regeln finden, so biete ich als Mediator Regeln an.
Hiermit spannt sich der Bogen zur Streit-Kultur.

Wenn es der Kultur gelingt den Streit zwischen mindestens zwei Menschen zu einer leidenschaftlichen Debatte zu führen – also ins Gespräch zu bringen – dann ist Raum für notwendige Emotionen.

Ein mit mir sehr gut befreundetes Ehepaar von mir trifft sich jeden Sonntag zur Debatte über Dinge, die sie im laufe der Woche in sich hineingefressen haben. Ich finde die Beiden haben eine sehr gute Kultur entwickelt zu streiten. Dies führt – so haben mir die Beiden erzählt – zu einem kulturellen Umgang mit Konflikten.

Ist dies nicht eine wunderbare Idee auch in anderen Organisationen, in denen ich mich bewege eine Streit-Kultur zu entwickeln?
Das Gespräch ist damit auch der erste Schritt wieder ins Handeln zu kommen. Weg vom Stillstand in die Bewegung.

Also lasst uns etwas bewegen.

dein

Egbert Schuwardt
Mediator und Coach

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