„Schuwardt, wir müssen reden!“

Wieder mal etwas von Paul Watzlawick. Ich beschäftige mich zurzeit sehr viel mit Online-Mediation. Dies hat auch damit zu tun, dass die Anfragen für eine Mediation von weiter weg herkommen. Man findet wesentlich schneller gemeinsame Termine und der Umwelt tut es auch gut, wenn man nicht immer für einen Termin von 2 Stunden mit dem Auto eine Stunde unterwegs ist.

Bevor ich mich mit dem Thema Online-Mediation selbst auseinandergesetzt habe, hat sich bei mir die Frage aufgetan, was ich denn von den nonverbalen Anteilen der Kommunikation wahrnehmen kann. Bereits Aristoteles sprach von den 5 Sinnen, mit denen die Wahrnehmung erfolgt:

  • Sehen
  • Hören
  • Fühlen
  • Riechen und
  • Schmecken

Es scheint inzwischen erwiesen, dass sich alle 5 Sinne ergänzen und zusammenspielen. An folgendem Beispiel will ich das mal verdeutlichen. Lasst uns gemeinsam eine Weinflasche entkorken. Ich spanne zunächst die Muskeln an, um den Korken aus der Flasche zu ziehen. Ich sehe, wie sich der Korken langsam aus der Flasche herauswindet. Es ploppt hörbar, wenn die Weinflasche den Korken endlich freigegeben hat und ich rieche unmittelbar den hoffentlich guten Geschmack des Weines.

Es ergibt sich dennoch die Frage, ob das, was ich wahrgenommen habe, tatsächlich der Wirklichkeit entspricht. In dem obigen Beispiel kann ich höchstens der Täuschung aufgesessen sein, dass mit dem Ploppen kein guter Geschmack vorhanden ist.

Sinnestäuschungen passieren dann schon eher bei einem Fernsehbild mit einem knisternden Kaminfeuer. Tatsächlich wird es jedoch nicht wärmer im Raum. In einem solchen Fall werde ich feststellen, dass das Bild des Kamins nicht der Wirklichkeit entspricht. In diesem Beispiel werden eben gerade nicht alle Sinne angesprochen und ergänzen sich zu einem Gesamtbild. Und dennoch sind wir in vielen Situationen erfahren genug. Die fehlenden Sinneswahrnehmungen zu ergänzen. So ist es mir gerade noch während eines Telefonates gegangen. Allein an der Art, wie sich die Stimme verändert hatte, merkte ich, dass es meinem Gesprächspartner am Ende des Gesprächs besser ging. Meine Rückfrage bestätigte meine Wahrnehmung, die ich allein durch das Hören gespürt habe.

Noch ein Beispiel aus der Telefonwelt. Versuche dich mal bei einem Telefonat deines Partners oder Partnerin allein auf seine Worte zu konzentrieren. Ich bin davon überzeugt, dass du 80% bis 90% des Inhaltes mitbekommst. Immer wieder haben mir Menschen gesagt, dass sie beim Online-Setting einen Kopfhörer tragen, damit andere im Raum befindliche Personen das Gespräch nicht mitbekommen. Meine Erfahrung sagt mir, dass ich in der Lage bin, so vieles zu ergänzen, dass ich den Inhalt des Gesprächs weitestgehend wiedergeben kann.

Ach übrigens: Im August 2022 war ich mit meinem Bulli im Sternenpark Westhavelland und habe die Milchstraße gesehen. Habe ich sie wirklich gesehen? Neben Gasen gibt es in der Milchstraße auch sehr viel Dunkle Materie.

In diesem Sinne wünsche ich dir eine gute Wahrnehmung der Wirklichkeit.

Dein Egbert Schuwardt
Mediator | Coach | Berater

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