Die vier Phasen der Trauer

Du denkst vielleicht, was sind das doch alles für doofe Gefühle. Trauer habe ich gerade selbst sehr intensiv erlebt. Obwohl ich auf das, was passiert ist, lange vorbereitet war, kam trotzdem nach dem Aktionismus Trauer auf.

In diesem besonderen Fall nicht die 1. Phase des „nicht wahrhaben Wollens.“

Die 2. Phase jedoch, „die aufbrechenden Emotionen“. Gefühle bahnen sich ihren Weg, ohne dass ich beschreiben kann, was gerade geschehen ist. So ging es mir vor ein paar Tagen: Plötzlich war Wut da. Wieso ist das, was geschehen ist, ausgerechnet am 01.12. geschehen. So werde ich immer wieder daran erinnert. Hätte es nicht der 14.08. sein können? Mit diesem Datum werde ich in einiger Zeit nichts mehr verbinden. Aber der 1.12. Jedes Jahr beginnt dann die Adventszeit.

In der Christmette beim Lied: „Stille Nacht, Heilige Nacht“. Das Lied hat mein Vater, obwohl er nicht der beste Sänger war, immer laut mitgeschmettert. In der 2. Strophe musste ich plötzlich schlucken. Das Gefühl kam auf, ohne dass ich es beeinflussen konnte.

In der 3. Phase des Trauerns gehts es um „suchen und sich trennen“. Etwas Neues kann nur beginnen, wenn ich mich vom Alten auch richtigverabschieden konnte. Nicht selten kann man sich auf eine neue Beziehung erst richtig einlassen, wenn man den Verlust der früheren Beziehung durch die Trauerphasen bewusst erlebt hat. Dies gilt beim Tod eines lieben Menschen genauso wie bei einem Jobwechsel. In dieser dritten Phase suchen wir Gesten, Mimik bei anderen Menschen, die uns an den verlorenen Menschen erinnern. Wir vergleichen in einem neuen Job so lange mit dem alten Job, wenn wir uns nicht in Würde innerlich vom alten Job verabschiedet haben. Diese Phase der Erinnerung ist sehr ambivalent: traurig und glücklich zu gleich.

Irgendwann kommt die Entscheidung wieder: Ja zum Neuen zu sagen. Das gilt insbesondere beim plötzlichen Verlust eines geliebten Menschen. Die Phasen können mit unter Jahre dauern. Die größte Selbsthilfe ist in der Trauerphase Geduld und Zeit. Sei geduldig mit dir selbst. Du kannst einem trauernden Menschen in dieser Phase deine Hilfe anbieten, in dem du zuhörst. Einfach nur zuhören, selbst wenn du alles schon mehrfach gehört hast. Nimm die Gefühle und auch deine Gefühle in der Trauer ernst.

Die 4. Trauerphase kann erst beginnen, wenn du deine Trauer herausgebrüllt hast, wenn deine Vorwürfe geäußert werden durften. Erst dann erkennst du, dass das Leben weitergeht. Deine innere Ruhe ist erst dann wieder eingekehrt. Dennoch werde ich noch in Jahren immer wieder an den 01.12.2022 erinnert.

Deine Trauer hinterlässt Spuren und deine Einstellung zum Leben mit Sicherheit verändern.

Das Gefühl der Trauer ist auch in deiner nonverbalen Kommunikation (z. B. fehlende Körperspannung) sichtbar. Du kannst dies auch sehr gut bei deinen Mitmenschen erkennen. Höre einfach zu, was sie dir sagen wollen. Bewerte nicht.

So ist auch der Abschied eines Jahres immer wieder ein Übergang, eine Trauerphase. Schon wieder ist ein Jahr zu Ende gegangen und hat Spuren hinterlassen, die bleiben werden.

Dein Egbert Schuwardt
Mediator I Coach I Berater

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert