„Schuwardt, wir müssen reden!“

Das Büchlein von Hermann Hesse mit dem zauberhaften Titel liegt noch ungelesen auf meinem Bücherstapel. Dennoch finde ich die Idee, die dahintersteht sehr reizvoll.

Meine Beiträge schreibe ich ja immer in einer Kladde von Hand vor. Ich beginne heute eine neue Kladde. Was wird wohl alles in dieser Kladde an Beiträgen und Gedanken landen? Wie beim Einzug in ein neues Haus bedeutet es gleichzeitig, dass ich etwas Altes hinter mir lasse. Ich kann mich gut an eine Predigt im Sommer 2019 in einer Bremer Kirche erinnern, in der es auch um Neues ging und man gleichzeitig etwas Altes hinter sich lässt. Zum damaligen Zeitpunkt war ich sehr beeindruckt von dieser Predigt.

Warum bin ich auf die Idee gekommen, über Hermann Hesses Zitat nachzudenken? Mit einem Brief ist es m. E. auch so. Ich fange etwas Neues an. Ein leeres Blatt liegt vor mir. Es ist ein großer Schritt, die ersten Worte auf dieses weiße Blatt Papier zu setzen. Ich muss mir Gedanken machen, wie ich das Blatt, die Zeile einteile. Mir geht es auch so, wenn ich für Mediationen ein Flipchart gestalte. Ein leeres Blatt. Wie teile ich das Blatt ein, damit es symmetrisch ist. Es ist etwas anderes ein neues Word-Dokument zu öffnen. Wie aber sieht ein Brief, der mit der Hand geschrieben wird, am Ende aus.

Beim Schreiben eines Briefes, beim Malen eines Bildes (oder nur eines Flipcharts) ist es der Mut des ersten Strichs. Gestalte ich das Bild, oder den Brief so, wie ich es mir vorstelle?

Ja, das ist der Zauber, der einem Anfang innewohnt. So ist es auch ein Zauber, wenn man Menschen kennenlernt. Was wird sich aus dieser ersten Begegnung ergeben? Was ist eigentlich die erste Begegnung? Ähnlich wie Watzlawick es sagt, dass man nicht nicht kommunizieren kann, so kann die erste Begegnung mit einem Menschen auch im virtuellen Raum oder sogar in den sozialen Netzwerken erfolgen. Für mich ist das bereits eine erste Begegnung, selbst wenn hier nicht alle Sinne (Sehen, Fühlen, Schmecken, Riechen und Tasten) bedient werden. Dieser ersten Begegnung kann bereits ein Zauber innewohnen, wenn man spürt, dass man ähnlich denkt, schreibt oder vergleichbare Posts liked.

Bei solch neuen Begegnungen lasse ich auch nichts Altes hinter mir. Eventuell jedoch kann ich nicht mehr alle alten Freundschaften so pflegen, wie ich es gewohnt bin. Allerdings können mich neue Dinge doch nur bereichern und neugierig machen.

Ich mache das auch an Kochrezepten fest. Bereits beim Lesen spüre ich, wie mich das Rezept neugierig auf die Aromen macht. Das könnte doch ein interessantes Gericht werden. Und dann beim Nachkochen die interessanten Aromen, die für Stunden an meinem Gaumen zu spüren sind.

Also lasst es uns mit Hermann Hesse versuchen: Sei aufgeschlossen für etwas Neues. Dem Neuanfang liegt ein Zauber inne. Ich finde es spannend, wie in einer Zaubershow mich auf etwas Neues einzulassen.

Dein Egbert Schuwardt
Mediator | Coach | Berater

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