Schuwardt, wir müssen reden …
Raus aus der Komfortzone. Schön eingekuschelt im Raum der Zufriedenheit. Ich muss doch nichts machen, es läuft doch gerade hervorragend. Bis gestern mit einem Mal der Anruf kam. Wir fusionieren im kommenden Jahr die Firma Klein, die wir betreuen mit der Firma Groß. Wir betreuen Firma Klein und unser Auftrag ist damit weg. Mal eben ein riesiger Umsatz weggebrochen, der erst mal wieder kompensiert werden muss.
Was tun, nachdem ich die Nacht sehr schlecht geschlafen habe. Das kann doch nicht wahr sein. Schlecht geträumt? Nein, leider Realität. Ist ja erst im kommenden Jahr! Nein, ich muss heute raus aus der Komfortzone und die notwendigen Maßnahmen einleiten. Zum Glück nicht mehr allein. Christopher steht an meiner Seite und wir werden das wuppen.
In jeder Krise liegt auch eine Chance. VERGEUDE KEINE KRISE!: von Anja Förster und Peter Kreuz fällt mir dazu ein. Also los, was machen wir.
Veränderung; Raus aus der Komfortzone in die Wachstumszone. Nicht immer ist es die Trauerbewältigung. Die Veränderungsprozesse laufen aber immer nach einem vergleichbaren Muster ab. Auch wenn ich mit dem Laufen zu Beginn des Frühlings anfangen will, muss ich durch diese Veränderung und muss alte Gewohnheiten aufgeben und aus der Komfortzone raus. Raus aus dem Raum der Zufriedenheit.
Aber zunächst mal wie sind die 4 Räume angeordnet?
Stell dir 4 Räume vor im Quadrat angerichtet. Von Raum 1 geht eine Tüte in Raum 2, eine Türe von Raum 2 in Raum 3 und eine Tür vom dritten Raum in den 4. Raum und von dort wieder eine in den Raum 1.
Du kannst die Türen allerdings nicht zurückgehen, sondern musst von einem in den anderen Raum und kannst auch nicht von Raum 1 direkt in den Raum 3. Hört sich vielleicht komplizierter an, als du denkst.
Dennoch ist diese Raumanordnung sehr übersichtlich im Gegensatz zu dem langen Flur mit zig Türen und du weißt gar nicht, welche du als erste öffnest, um in einen neuen Raum zu gelangen.
Der erste Raum (Ausgangs- und Endpunkt) ist zugleich der Raum der Zufriedenheit. Ich habe mich mit dem Status quo eingelassen. Ich fühle mich wohl und zufrieden. Manche – und so habe ich den Zustand auch wahrgenommen – nennen den Raum auch den Raum der Selbstzufriedenheit. Es ist doch alles gut. Die monatliche Rechnung wird bezahlt, ich gehe jetzt erst mal in den Urlaub …
Klar ist jedoch auch, dass ich nur dann wachsen kann, wenn ich die Komfortzone verlasse. Die Couch verlassen und den Schweinehund besiegen. Ob ich mit dem Laufen beginnen will oder mich anders beruflich aufstellen MUSS. Nun wird kräftig an diesem Raum gewackelt. Schock …
Oh, nein! Neue Geschäftsfelder entwickeln, die bestehenden Kunden alle ansprechen, was kommt noch. Trotzig widersetze ich mich dem Schweinehund, dem Veränderungsdruck. Die Gefühle im Raum der Verneinung sind besonders heftig. Ausgerechnet jetzt: ich hatte die erste Lerneinheit an der Fernuni und dann so etwas. Am besten schmeiße ich das Studium hin, bevor es losgeht.
Besonders bei kolossalen Veränderungen (Tod oder Trennung) kann das Verharren in der Schockstarre im Raum der Verneinung sehr lange dauern.
Hier sind Coaching oder mediative Begleitung Hilfe zur Selbsthilfe, um den Schlüssel zum Raum der Verwirrung zu finden.
Bevor wir jedoch in diesen Raum gehen, verharren wir noch ein bisschen im Widerstand und halten den Unmut gelassen aus.
Haben wir diesen Zustand so akzeptiert, geht unser Weg weiter in den Raum der Verwirrung.
Dieser Raum ist wie ein Kinderzimmer: chaotisch und unaufgeräumt. Es ist der Raum, der uns vermutlich am meisten deprimiert und es ist der Tiefpunkt in meiner Veränderung. Wahrscheinlich werden das in meinem Fall Versuche sein, neue Geschäftsbereiche zu etablieren, die dann gründlich daneben gehen.
Für mich als Coach ist es wichtig, das Unwohlsein in diesem Raum zu erleben und zu spüren. Hier passiert richtig etwas. Strategien, die ich bislang zur Lösung von Problemen eingesetzt habe, helfen nicht weiter. Dies kann beim Beispiel Motivation zum Sport genauso wahrgenommen werden wie beim Verlust des Arbeitsplatzes. „Es hat doch bislang geklappt, dass ich sportlich unterwegs war.“ An dieser Stelle hilft es sehr, sich seiner eigenen Ressourcen bewusst zu werden und diese zu aktivieren.
„Was hat denn bislang schon mal in so einer misslichen Situation geholfen?“ „Es tut sich bestimmt ein Türchen auf!“
Ein Schritt weiter in den Raum der Erneuerung. Ich habe mich auf den Weg gemacht und probiere etwas Neues aus. Die Handlungssicherheit kommt langsam wieder zurück.
Kann ich denn nicht einen Raum abkürzen? Nein, du musst schon durch alle Räume schreiten, um dich wieder im Raum der Zufriedenheit wiederzufinden. Allerdings befindet sich dieser Raum eine Etage höher. Du hast die Komfortzone zugunsten der Wachstumszone verlassen.
Mir ist klar geworden, dass ich durch die vier Räume schon sehr häufig gegangen bin. Immer eine Etage höher, mal schneller, mal langsamer …
In diesem Sinne lass uns Hausputz machen.
Egbert Schuwardt
Mediator | Coach | Berater