„Schuwardt, wir müssen reden!“
Ich hatte in einem anderen Blog-Beitrag schon mal über die nonverbale Kommunikation geschrieben. Damals habe ich mich sehr allgemein mit diesem Thema beschäftigt. Jetzt geht es allerdings geht es um die nonverbale Kommunikation online – also Kommunikation im virtuellen Raum.
Habe ich die Möglichkeiten ähnlich wie in der Präsenzmediation? Ich glaube, dass man diese nicht hat. Und dennoch können die Ergebnisse einer Online-Mediation genauso gut sein wie in einem Präsenztreffen.
Konflikte bedeuten für die beteiligten Menschen (sozialen) Stress, der zu emotionalen Reaktionen wie Ärger, Aggression, Angst oder Flucht führt. Emotionen übernehmen die Kontrolle über das Denken.
Das gesprochene Wort wird von Körpersprache begleitet, die die Kommunikation veranschaulichen und Feedback geben (z.B. Kopfnicken). Mit anderen Worten ist der Inhalt der Sprachnachricht überwiegend durch Worte gewählt (digital) und die Beziehung wird überwiegend nonverbal durch Körpersprache kommuniziert (analog).
In Anlehnung an Paul Watzlawick findet die Kommunikation immer auf zwei Ebenen, der (digitalen) Sachebene und der (analogen) Beziehungsebene statt.
Das Prinzip wird ganz gut in folgendem Schaubild dargestellt:
Sender | Inhaltsebene | Worte (digital) | Empfänger |
Beziehungsebene | Körpersprache (analog) |
Dieses Schaubild soll verdeutlichen, dass es für das Erkennen der nonverbalen Sprachebene ein Beziehungsaufbau zwischen den Kommunikationsparteien erforderlich ist, damit die Kommunikation vollständig wird. Nur der Mensch ist in der Lage so zu kommunizieren. Dies hat wohl zu der Entwicklung des Homo sapiens beigetragen. Der Mensch hat jedoch nicht die Fähigkeit ausschließlich digitale Signale zu versenden oder ausschließlich analoge Signale zu empfangen. Beide Komponenten schwingen immer mit. Analoge Signale werden in der Regel jedoch erst wahrgenommen, wenn sie aufhorchen lassen. Die Beziehungsebene liefert uns wertvolle Informationen über die auf der Inhaltsebene gesendeten Informationen. Je besser die Beziehungsebene ist, desto einfacher ist die Wahrnehmung der dargereichten Information. Aus diesem Grunde ist der Beziehungsaufbau zwischen Mediator und den Konfliktparteien so wichtig.
Wieso die Beschäftigung mit Nonverbaler Kommunikation (online) so wichtig ist, hängt mit der Regel von Albert Mehrabian zusammen, die besagt, dass in der Kommunikation Worte zu 7%, die Stimme zu 38% und die Mimik zu 55% wirken. Dies bedeutet, dass der wesentliche Anteil einer Botschaft nonverbal kommuniziert wird. Bereits Aristoteles hob die Bedeutung der nonverbalen Kommunikation hervor. Glaubwürdigkeit, Kompetenz und Sympathie werden durch Mimik, Gestik und Körpersprache in der Betonung, der Lautstärke und dem Rhythmus der Stimme ausgedrückt. Das Gegenüber, also der Empfänger der Nachricht, könne dann, so Aristoteles, den Sender der Nachricht wie ein offenes Buch lesen.
Körpersprache ist auch gesellschaftlich und kulturell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Welche nonverbalen Signale von einer Person ausgesendet werden, hängt ferner vom Anlass, der Situation, der Rolle und dem Kontext ab, in dem sich die Person gerade befindet.
Der gesellschaftliche Kontext der nonverbalen Kommunikation kann sich sehr vielschichtig zeigen: z.B. in
- Kleidung,
- Ausdruck von Trauer und Wut,
- Begrüßungsverhalten,
- Geruch,
- Regelung von Nähe und Distanz.
Verbale Kommunikation und nonverbale Kommunikation bedingen sich zu einem nicht unerheblichen Teil. Sprechen wird von einer Vielfalt nonverbaler Signale begleitet, die das Gesprochene unterstreichen sollen. Gesten, wie der Zeigefinger, der wie ein Taktstock der gesprochenen Aussage nochmals eine Unterstützung geben soll. Akzent wie Satzmelodie, Rhythmus und Tempo sind Teil der eigentlichen Botschaft. Sprechintensität und die Mimik sind dagegen unabhängig vom Inhalt des Gesprochenen.
Man kann bereits hier erkennen, dass in der Online-Mediation tatsächlich auf andere Dinge geachtet wird, um die eigentliche Kommunikation zu verstehen.
Beim nächsten Mal geht’s um bewusste und unbewusste Äußerungen.
dein Egbert Schuwardt
Mediator I Coach I Berater