Glaubenssätze, was ist denn das schon wieder? Ganz allgemein gesagt, steuern Glaubenssätze, welche Informationen ich aufnehme und wie ich sie verarbeite bzw. auslege, wenn du in deinem Leben (z. B. im Rahmen eines Coachings) wirklich etwas verändern willst, musst du dir deine negativen und ggf. auch positiven Glaubenssätze genauer ansehen. Wenn du der Meinung bist, dass du etwas (wirklich) nicht kannst, so wirst du immer einen Weg finden, der die Veränderung verhindert.
Wo stammen denn nun unsere Überzeugungen, Einstellungen, Erwartungen und Glaubenssätze her? Wir haben diese von anderen (einflussreichen) Personen, insbesondere unseren Eltern übernommen. Wir leiten die Glaubenssätze aus unserem Kulturkreis, Umfeld und den eigenen Erfahrungen ab. Von den Glaubenssätzen sind, wie der Name schon sagt, die negativen Glaubenssätze schlecht. Sie haben sich wie ein Trojaner auf deiner Computer-Festplatte festgesetzt und behindern dich.
Wenn du gerade merkst, dass dein Leben nicht so läuft, wie du willst, könnte es an deinen negativen Glaubenssätzen liegen. Du findest im Internet lange Listen. Hier sind aus meiner Sicht die wichtigsten negativen Glaubenssätze, die deinen Selbstwert betreffen:
- Ich bin nichts wert!
- Ich bin nicht gewollt!
- Ich bin nicht willkommen!
- Ich bin nicht liebenswert!
- Ich bin zu dick!
- Ich bin schuld!
- Ich kann nichts
- Ich bin dumm …
Glaubenssätze über die Beziehung zu meinen Eltern:
- Ich falle zu Last!
- Ich muss auf dich aufpassen!
- Ich bin für deine Laune verantwortlich!
- Du liebst mich nicht!
- Ich bin unerwünscht …
Glaubenssätze, die die Lösung für das Problem mit den Eltern darstellt (Probleme sind Lösungen)
- Ich muss lieb und artig sein!
- Ich darf mich nicht wehren!
- Ich muss alles richtig machen!
- Ich muss stark sein!
- Ich darf keine Schwäche zeigen!
- Ich muss gute Noten nach Hause bringen …!
Und Glaubenssätze im Allgemeinen
- Frauen sind schwach!
- Männer sind böse!
- Die Welt ist schlecht
- Es wird dir nichts geschenkt!
- Reden bringt nichts …!
Diese Glaubenssätze beeinflussen, ja bestimmen sogar deine Wahrnehmung. Die Wahrnehmung beeinflusst mein Fühlen und Handeln und umgekehrt beeinflussen meine Gedanken und Gefühle meine Wahrnehmung: Ein Beispiel aus Stefanie Stahl „Das Kind in dir muss Heimat finden.“ So kann ein Mensch, den ich als überlegen wahrnehme, in mir Minderwertigkeitskomplexe auslösen. Wenn ich mich jedoch selbst gut und erfolgreich fühle, könnte es auch sein, dass ich mich gleichwertig oder sogar überlegen fühle. Um an meine negativen Glaubenssätze wie z. B. „ich muss auf dich aufpassen“ heranzukommen, kann es wertvoll sein, mal in die eigene Kindheit zurückzuschauen.
Mir wurde erst letztens mein Glaubenssatz: „Nimm auch andere Rücksicht“ oder „nimm dich nicht so wichtig“ bewusst, als mir meine Tante Ilsedore in einem Nebensatz sagte: “Als Kind wurde dir schon gesagt, nimm Rücksicht auf deine jüngere Schwester!“. Als Kleinkind wurde mir schon gesagt, dass ich Rücksicht auf meine jüngere Schwester nehmen soll.
Was passierte bei mir? Ich nehme Rücksicht auf andere und komme selbst zu kurz, stelle meine eigenen Bedürfnisse und Gefühle hinten an. Erst in der letzten Woche hatte ich wieder so eine Begegnung mit meinem Glaubenssatz. Ich bekam die Nachricht, dass aus meinem engsten Kreis eine Person positiv auf Covid 19 getestet wurde. Ich musste mich selbst testen lassen, um sicher zu sein, dass ich meinen alten Vater weiter besuchen darf. Ich hatte allerdings eine (wichtige) Bilanzbesprechung. Nimm Rücksicht, der Termin ist vereinbart. Du kannst auch anschließend zum Test gehen. Mit meinen Gedanken war ich natürlich ganz woanders. Schon mal gar nicht beim Termin. Je länger die Besprechung dauerte, desto unruhiger wurde ich.
Rückwärts betrachtet wäre es besser gewesen, ich hätte an mich gedacht (der Test war übrigens negativ) und hätte den Termin verschoben. Was dieses Beispiel zeigt, so glauben wir unmittelbar an unsere Kindheitserfahrungen.
Was passiert da eigentlich? Nimm den Glaubenssatz: Du bist nichts wert. So geht ein solcher negativer Glaubenssatz unmittelbar ans Selbstwertgefühl. Wenn du diese Kindheitserinnerung gemacht hast, so kann alleine die beim Einkauf vergessene Lieblingsschokolade, die deine Liebste eigentlich mitbringen wollte, dich wütend machen. Innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde interpretierst du: „Mein Schatz liebt mich nicht mehr!“. Der Trojaner auf deiner Festplatte blockiert deinen Arbeitsspeicher innerhalb von Sekunden.
Wir agieren nur noch, ohne zu reflektieren. Das sind dann Probleme mit uns selbst und in unseren Beziehungen (privat und beruflich).
Wie komme ich aber nun an meinen Glaubenssatz heran? Nehmen wir mal einen negativen Glaubenssatz, der die Lösung für den Umgang (Problem) mit meinen Eltern darstellt: „Ich muss lieb und artig sein.“ Wenn ich als Kind diese Anweisung befolgte, dann waren auch meine Eltern lieb zu mir; das Belohnungssystem funktionierte.
Ebenfalls abgeleitet von Stefanie Stahl eine Übung, um meine Glaubenssätze zu finden. Ich fasse das hier sehr verkürzt zusammen.
Stelle dir eine Situation mit deiner Mutter oder deinem Vater vor, die du als Kind blöd fandest. War das zickig, überbehütet, ängstlich …
Schreibe nun Stichworte auf, die die Situation beschreiben. Ich wollte z. B. als Kind in den Osterferien ein Zelt im Garten aufbauen und Papa sollte mir in der Mittagspause helfen. Das war so nervig für ihn, dass ich künftig nach solchen Hilfen nicht mehr gefragt habe. (Übrigens hatte es abends geregnet und ich habe lieber in meinem Bett geschlafen.)
Welche Rolle hattest du in deiner Familie. Ich bin der Ältere. Sei lieb und nimm Rücksicht auf deine kleine Schwester, du bist doch schon vernünftiger …
Höre in dich hinein und nimm dir die Liste der negativen Glaubenssätze. Es geht nicht darum, was deine Eltern falsch gemacht haben, sondern welche Strategie du verfolgt hast, um problemlos durch deine Kinderstube zu kommen.
In diesem Sinne: eine Gedankenpause dein
Egbert Schuwardt | Mediator | Coach | Berater