Ich komme gerade aus dem Jugendgottesdienst der Gemeinde St. Laurentius in Wuppertal.
Aus dem Lukas Evangelium wurde die Geschichte vom Ehrenplatz vorgelesen:

Noch bibelfest?

„Wenn du von jemandem zur Hochzeit geladen bist, so setze dich nicht ganz nach oben an den Tisch; denn es könnte einer eingeladen sein, der angesehener ist als du, und dann kommt der, der dich und ihn eingeladen hat, und sagt zu dir: Setze dich bitte woanders hin und du müsstest dann beschämt unten am Tisch sitzen. Sondern wenn du eingeladen bist, so geh hin und setz dich nach unten an den Tisch, damit, wenn der kommt, der dich eingeladen hat, er zu dir sagt: Freund, rücke hinauf! Dann wirst du Ehre haben vor allen, die mit dir zu Tisch sitzen.“ *1

Das Evangelium hat mich daran denken lassen, wie wir immer wieder unsere angestammten Plätze einnehmen.

Kennst du das nicht auch: Dein Platz ist immer an einer bestimmten Seite des Tisches. Wie irritierend ist es für alle Beteiligten – selbst für dich selber -, wenn du bei einer Besprechung oder im Kreise deiner Familie mit einem mal einen anderen Platz einnimmst.

Am Donnerstag hatte ich das selber im Büro erlebt. Mein PC wollte nicht so wie ich. Also habe ich an einen anderen Arbeitsplatz im Büro gesetzt. Alles fühlte sich fremd an. Was ist das? Ich wechsle mit einem Mal die Blickrichtung. Perspektivwechsel nennt man das.

Du kannst das selber mal ausprobieren. Du musst ein schwieriges Problem lösen? Vielleicht einen interessanten Auftrag? Wie gehe ich daran?

Fange Morgens damit an: Putze deine Zähne mal nicht mir der rechten Hand, fange nicht – so wie ich immer unten links an, sondern beginne mal mit einem anderen Sektor. Und weiter geht’s beim Frühstück, setze dich bewusst auf einen anderen Platz, nimm vom Brötchen mal die Oberseite.

Jetzt die Steigerung, fahre mit dem Rad ins Büro, oder nehme zumindest einen anderen Arbeitsweg und parke dein Auto ein Stück von deinem üblichen Parkplatz. Wenn du dann in deinem Büro angekommen bist, nimm dir eine Minute (das ist sehr lange) und achte mal auf dich. Was ist mit dir passiert? Probiere es aus. Es fühlt sich zunächst komisch an. Der Bruch des üblichen Rituals hilft dir kreativ zu werden. Deine Ideen kommen dir leichter in den Sinn.

Dieser Perspektivwechsel hift dir auch selber mal in Konflikten eine andere Blickrichtung einzunehmen. „Jeder schaut anders auf diese Welt.“

Mit dieser Einstellung kann es dir gelingen eher mit Konflikten umzugehen.

Im Mediationsprozess versuche ich den Beteiligten aufzuzeigen, dass jeder seinen Platz hat und auch jeder seinen Platz finden wird. Der Wechsel der Blickrichtung ist es häufig, der den Schlüssel zu einem langanhaltenden Frieden bringen kann.
Ich bin dankbar, dass ich meine Freundin Margareta in die Kirche begleitet habe.

In diesem Sinne wünsche ich einen schönen Sonntag
dein Egbert Schuwardt
Mediator und Berater

*1) Das Gleichnis geht noch weiter, das möchte ich hier nicht verschweigen:“ Wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden. Der sich selbst erniedrigt, soll erhöht werden“ . Lade vor allem nicht die Menschen ein, die dich wieder einladen, sondern lade „Arme, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten.“

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