Das geht doch gar nicht! Ich bin doch nicht egoistisch!
Da sitze ich zwei Tage vor dem 24.12. 2020 an meinem Küchentisch und denke über solche Dinge nach. Weihnachtszeit ist doch eigentlich die Zeit der Solidarität. Dennoch: Es ist wichtig, dass wir uns die Erlaubnis geben, auch an uns zu denken.
Auf der Fahrt zu meinem Freund Nils nach Bad Driburg habe ich den neuesten Podcast „Abenteuer Kanzlei“ von Tanja gehört.
Mit Tanja plane ich einen Podcast zum Thema Mediation (was sonst …) aber dazu später.
Tanja hatte ein schönes Bild in ihrem Podcast: Im Flugzeug soll ich im Katastrophenfall mir die Sauerstoffmaske als erstes nehmen, um anderen zu helfen. Häufig genug erwische ich mich dabei, ich Erste Hilfe leiste und mich selbst in der Schlange hinten anstelle.
Gerade zum Ende eines solchen Jahres (2020) ist es auch mal Zeit, an sich zu denken und innezuhalten. Ich muss meine Akkus wieder aufladen, denn sie sind völlig leer. Ich selbst habe das heute noch gemerkt. Ich war im Büro und wusste so gar nicht, was ich eigentlich so machen soll. Der Akku ist leer.
In solchen Situationen an sich selbst zu denken ist völlig in Ordnung. Egoismus hört sich doof an. Aber Egoismus ist Selbstfürsorge. Was spricht dagegen, sich um sich selbst zu kümmern? Wie kann das gelingen?
Verschaffe dir mal in Ruhe einen Überblick, was und wen du in diesem Jahr vernachlässigt hast.
- Liebe und Partnerschaft,
- Fitness,
- Familie,
- Freunde
- Freude,
- Arbeit,
- Freiheit,
- Ruhe und Gelassenheit.
Ein cooles Tool ist das Lebensrad. Stell dir dieses Rad wie eine große Uhr vor mit Zeigern auf die von dir gewählten Bereiche:
Liebe, Fitness, Familie, Arbeit, Kreativität …
Trage jeweils deinen IST-Zustand ein. Z. B. Fitness in diesem Jahr nur eine 3 (statt einer 9 bis 10) usw. Verbinde die Punkte und du wirst schnell erkennen, dass vermutlich eine Unwucht in deinem Lebensrad ist.
Bei mir ist es die Fitness. Dabei ist das Jahr so gut gestartet: Kannst du dich noch an das „Neujahrsschwimmen“ erinnern?
Was kann ich als kleine Schritte für mich erreichen? Fange nicht an zu übertreiben. Es muss nicht der Halbmarathon (21 km) im Frühjahr sein. Es geht auch mit kleinen Dingen. Ich suche mir bereits sehr früh einen Parkplatz und gehe dann zu Fuß. Noch besser: Ich lasse das Auto direkt am Büro stehen und gehe zu Fuß die 20 Minuten (dann aber sehr, sehr langsam) nach Hause.
Apropos Plan: Im Zeitmagazin Ausgabe Januar 2021 startet eine neue Serie planlos zu leben.
„Mach keinen Plan, dann kann nichts schief gehen.“
der Autor hat ein spannendes Experiment vorgestellt, was ich unbedingt mal nachmachen werde:
Ich gehe zum Bahnhof und würfele, auf welchem Gleis ich mit welchem Zug fahre. Auch eine wunderbare Art, um sich selbst zu kümmern und Neues zu entdecken, neue Menschen kennenzulernen.
Wir kennen das mit dem Planen doch nur zu gut: Wenn ich heute ins Büro komme, dann mache ich als Erstes … Um 10 Uhr hat sich der Plan schon längst erledigt. Also tatsächlich weniger Planen ist tatsächlich besser und bereitet uns weniger Stress. Es kann ja gar nichts schief gehen.
In diesem Sinne denke ich jetzt erst mal an Ina und mich. Es wird mir gut tun zu kochen, ein gutes Buch zu lesen und ein gutes Glas Wein zu trinken und mich auf die kommenden Raunächte einzulassen.
Mal sehen, was kommt. Ich bin neugierig.
Dein Egbert Schuwardt
Mediator und Coach