„Wenn du es eilig hast, gehe langsam. Wenn du es noch eiliger hast, gehe einen Umweg!“ Dieses japanische Sprichwort regt uns in der heutigen hektischen Zeit zur Langsamkeit an. Die Langsamkeit führt uns zum eigenen Bewusstsein zurück. Passt diese Langsamkeit zur heutigen hektischen Zeit? Ich glaube mehr denn je.
Ina ist nach einem schönen Wochenende wieder auf dem Heimweg in den Norden und ich hatte das Fenster geöffnet und höre den gleichmäßigen Klang der Kirchenglocken, die den Sonntagabend einläuten. Dieser langsame, dumpfe Klang der Glocke schlägt einen gleichmäßigen Takt.
Ich greife mir nochmals mein Buch „Slow“ von Winfried Hille; Die Entscheidung für ein entschleunigtes Leben.
Nicht nur langsames Gehen, auf das ich gleich eingehe, sondern auch die Slow-Food-Bewegung hat es mir angetan. Der gemütliche Einkauf auf dem Wochenmarkt. Gemüse, dass zur Jahreszeit passt. Kartoffeln, Möhren, Blumenkohl, Mangold und die Erbsen aus den Schoten gepalt. Ein wenig Milch und Bergkäse zum Eintopf. Köstlich zum Herbst. Heute Nachmittag für uns beide gekocht für die nächsten Tage.
Aber zum heutigen Tag zurück: Heute sind wir einer Meditation gleich durch die Barmer Anlagen gegangen. Jeden Schritt langsam bergauf bewusst gesetzt. Die Trasse der alten Bergbahn, die Barmen und die Höhen des Toelleturms bis 1959 verband, wird mit Stehlen markiert, die uns Orientierung geben. Gleichsam wie Leitplanken markieren sie den Weg bergauf mit einem wunderschönen Ausblick auf Barmen.
Wir gehen mal wieder ganz bewusst, ohne zu reden. Dies vereinbaren wir gerne. Lediglich andere Spaziergänger grüßen wir. Wir haben dieses Experiment das erste Mal vor einem Jahr gewagt. Wir reden eine Stunde während unserer Wanderung auf dem Hermannsweg nicht. Heute also auf der Bergbahn. Die Ruhe ist zunächst erschreckend. Aber versuche es mal mit deinem Partner oder deiner Partnerin, ihr tauscht euch anschließend aus, was ihr erlebt habt.
Bereits Johann Wolfgang von Goethe sagte: „Gehen ist die Geschwindigkeit der Seele“ Ich ergänze: Das ist die Geschwindigkeit deiner Seele. Gehen und Denken stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang. Wir achten auf die Atemluft, die wir bewusst durch die Nase in unsere Lunge ziehen und die unseren Körper wieder verlässt. Jeden Schritt setzen wir ganz bewusst. Auch wenn der Weg nicht anspruchsvoll ist, so spüre ich den Weg unter meinen Füßen. Das Laub hat bereits seine schöne Herbstfärbung. Der Wald riecht leicht modrig, faulig, nach feuchtem Leder, nach Pilzen … Lass dich inspirieren.
Der Blick gleitet über das Tal der Wupper. Einen Überblick verschafft man sich von oben. Die letzten Sonnenstrahlen werfen ihr besonderes Licht durch den Wald. „Ich atme mit den Füßen“, wie es die Schweizer Pädagogin Ruth Gottschall beschreibt. Dieses Bild macht es richtig deutlich. Langsames bewusstes Gehen ist wie Atmen. Du kannst in aller Rue deinen Gedanken nachgehen. Alles sortiert sich wie von selbst. Der Weg ist im wahrsten Sinne des Wortes das Ziel.
Zur Zeit arbeite ich viel im Homeoffice und muss halt häufig auch zu Terminen ins Büro. Die 10 bis 15 Minuten gehe ich gerne zu Fuß. Häufig auch mit einem Umweg verbunden, weil ich es noch eiliger habe. Ich komme ruhig und entspannt an, habe meine Gedanken fokussiert.
Zurück zum heutigen Erlebnis. Nach dieser Wanderung waren wir noch im Büro und konnten sehr kreativ an unseren eigenen Dingen arbeiten.
Probiere es selbst aus. Atme mit deinen Füßen. Gehe einen Weg bewusst. Achte auf jeden Schritt. Wie bewegt sich dein Köper beim Gehen. Achte auf deinen Atem. Höre auf die Ökogeräusche des Waldes (Vögel, Knacken … ). Gehe mit der Geschwindigkeit deiner Seele, Slow.
In diesem Sinne einen besinnlichen langsamen Sonntag Abend,
Egbert Schuwardt
Mediator und Coach