Wie viele Aphorismen oder Metaphern doch mit Mediation zu tun haben. Mein Ideengeber Robin hat mir mal wieder einige Impulse gegeben.

An dem Spruch von Mark Twain ist doch tatsächlich etwas Wahres dran. Wir lieben doch eigentlich die Menschen, die uns nach dem Mund reden. Oder Menschen, die offen ihre Meinung sagen. Hauptsache es ist unsere Meinung. Wir brauchen uns nur politische Talkshows im Fernsehen anzusehen, um zu verstehen – ja sogar auf dem Silbertablett präsentiert zu bekommen, was Mark Twain meint.

Wie selten ist es, dass ein Politiker (ich bin da nicht viel besser) seinem Gesprächspartner sagt: „Deine Meinung regt mich zum Nachdenken an. Ja, du hast recht, mit dem, was du sagst!“. Stattdessen machen wir unseren Gesprächspartner häufig nieder, wenn er eine andere Meinung vertritt.

Hierzu eine Geschichte aus einem Kalender:

Ein Rabbi hält in seiner Gemeinde Gericht. Samuel steht auf und klagt Isaak an: „Isaak treibt seine Schafe immer über mein Land. Es ist mein Land und das darf Isaak nicht.“ Der Rabbi sprach: „Du hast recht Samuel.“ Darauf erwidert Isaak: „Rabbi, über das Grundstück von Samuel führt der einzige Weg an den See, wo meine Schafe trinken können. Sonst verdursten sie.“ Der Rabbi daraufhin: „Isaak, du hast recht.“ Die Ehefrau des Rabbis sagt darauf zu ihrem Mann: „Aber Rabbi, es können doch nicht beide recht haben.“ Da sagt der Rabbi zu seiner Frau: „Da hast du recht.“

Was will uns diese Geschichte im Zusammenhang mit Mark Twain sagen? Lasst uns die Meinungsvielfalt doch als buntes Geschenk, als Inspiration zum Weiterdenken annehmen. Jeder aus seiner Sicht hat doch recht. Wie kann ich annehmen, dass nur meine Meinung die richtige ist? Wenn es uns gelingt, die Perspektive des anderen zu verstehen, so ist doch schon ein großer Schritt in Richtung einer Lösung gegangen worden. Wenn ich die Meinung oder die Sichtweise eines anderen zulasse, so kann ich meine Komfortzone verlassen und mich weiterentwickeln. Wenn ich jedoch so dogmatisch wie ein Politiker bin, dann kann es allenfalls eine Kompromisslösung, selten jedoch eine Konsenslösung geben.

Mediation ist eine Konfliktlösungsmöglichkeit, die es ermöglicht, den anderen Partner zu verstehen und nicht nur einen (faulen) Kompromiss zu schließen, sondern eine gemeinsame Lösung (Konsens).

Um dies zu erreichen, muss ich offen sein, auch die Meinung eines anderen als eine (aus seiner Sicht) richtige Meinung anzuerkennen. Beim Kompromiss, der schon eine sehr gute Lösung sein kann, teile ich die Apfelsine in zwei Hälften. Obwohl vielleicht einer nur den Saft benötigt, der andere das Fruchtfleisch nebst Schale. Wenn ich mir jedoch vorher anhöre, wozu es dir wichtig ist, die Apfelsine zu erhalten, kann ich auch eine bessere Lösung erreichen, als die Apfelsine zu teilen.

Also lasst uns daran arbeiten, auch die Meinung eines Mitmenschen anzuhören und zu verstehen. Ich schätze – auch wenn es mir nicht immer leicht fällt – deine Meinung.

Deswegen: „Schuwardt, wir müssen reden!“

Dein Egbert Schuwardt
Mediator | Coach | Berater

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